Die gelegentliche Dosis Wald und See

Ottokar 🦆

Föhnsturm

14.01.2021 | Keine Kommentare

Weil es in der Bucht so schön war, blieben die Enten dort und machten täglich Ausflüge auf den See, wo die Küken jeden Tag Neues über den See und ihre Welt lernten. Der See war gross und das Ufer üppig bewachsen mit viel Wald. Hinter dem Wald und rund um den See herum waren hohe Berge. Im Wald wohnten viele Tiere und auf dem See lebten viele Enten, Möwen und andere Wasservögel, die jetzt im Frühling reichlich Futter fanden. Ein richtiges Entenparadies.

Föhnwolken über den Bergen

Eines Nachmittags, Ottokar und seine Familie waren gerade unterwegs zu einem Ort, wo es viele Mücken gab, schaute Ottokars Mama zu den Bergen im Süden. Da entdeckte sie eigenartige Wolken am Himmel. Sie sahen aus wie Mandeln oder UFOs. Der See dort hinten im Süden war ganz grün mit vielen weissen Streifen. Da rief Ottokars Mutter ihre Kinder zu sich und sagte:
«Seht dort hinten die Wolken. Dort ist bestimmt ein Sturm. Wir müssen acht geben, ob der Sturm bis zu uns kommt. Bleibt also ganz nahe bei mir. Wir schwimmen besser zurück zur Bucht, dort drin ist es ruhiger, wenn der Sturm kommt.»
Ottokar staunte: «Aber das sind doch weisse Wolken und der Himmel ist blau. Ich sehe keinen Sturm, nur schönes Wetter.»
«Ja, Ottokar», antwortete die Mutter, «aber das sind Föhnwolken. Das heisst, dass dort ein Föhnsturm sein könnte. Und schau, wie dunkel und grün das Wasser dort ist. Und siehst Du die weissen Streifen? Das sind Wellen und Gischt, die vom Wind aufgewirbelt wird. Bleib also auch du bei uns.»

Stockente Küken in den Wellen

Ottokar konnte das mit dem Sturm nicht so recht glauben. Hier waren fast keine Wellen und die Frühlingssonne strahlte. Sicherheitshalber blieb er aber trotzdem bei seiner Mutter und seinen Geschwistern und schwamm mit ihnen zurück in Richtung der Bucht. Als sie die Bucht schon fast erreicht hatten, hörte er plötzlich hinter sich etwas rauschen. Er drehte sich um und sah, wie die Bäume sich im Wind bewegten und das grüne Wasser wie eine Wand auf ihn zukam. Schnell schwammen seine Geschwister mit der Mutter in die Bucht hinein. Ottokar aber schaute ganz fasziniert auf den Sturm und achtetete nicht auf die anderen. Und plötzlich war das Rauschen überall, der Wind blies ihm durch die Flaumfedern und er schaukelte auf den hohen Wellen. Der Sturm war da!

Zum Glück war Ottokar ganz nah am Ufer. Da würde er einfach hier an Land gehen und dann bis zu seiner Familie laufen. Aber immer, wenn er an Land hüpfen wollte, wurde er von den Wellen überrollt, kurz unter Wasser gedrückt und wieder in den See hinausgespült.
«Blöde Wellen», schimpfte er, als er zum wiederholten Mal unter Wasser geriet und wieder auftauchte, «ich bin doch eine Schwimmente und keine Tauchente.» Nein, so ging das nicht, hier kam er nicht aus dem Wasser heraus. Also entfernte er sich vom Ufer und schwamm in den See hinaus.

Stockente Küken im Föhnsturm

Etwas weiter draussen war es viel angenehmer, da rollten die Wellen nicht mehr über ihn. Hier konnte er sogar auf ihnen reiten, und der Wind und die Wellen schoben ihn schnell vorwärts, ohne, dass er paddeln musste. Hui, das machte richtig Spass: Er konnte surfen auf den Wellen!

Stockentenküken klettert über Ast im See

Vergnügt schaukelte er Welle um Welle zur Bucht hin. In den Wellen schwammen auch ein paar Äste, die der Wind von den Bäumen gerissen hatte. Ottokar kümmerte das nicht, er war viel zu sehr beschäftigt mit dem Wellenreiten und dem Futter suchen. So sah er auch nicht, dass eine Welle einen grossen Ast auf ihn zuschob. Pass doch auf Ottokar, das könnte gefährlich werden! Der Ast kam immer näher. Endlich, im letzten Moment, als der Ast nur noch zwei Finger breit von Ottokar entfernt war, sah er ihn. Ottokar erschrak. Aber nur ein kleines bisschen. Ganz schnell hatte er sich wieder gefasst und wusste, was zu tun war. Fliehen konnte er nicht mehr, also blieb nur eines: Er kletterte kurzerhand über den Ast. «Gerettet!», freute sich Ottokar, «Das war lustig, das will ich nochmal machen. Wo ist der nächste Ast?»

Stockentenküken zwischen den Mauern

Und so surfte und kletterte er durch die Wellen und über Äste, bis er vor dem Eingang zur Bucht war. Er hörte seine Geschwister und seine Mutter rufen: «Wir sind hier Ottokar, komm zu uns.» Das war aber mit den vielen Wellen schwieriger als sonst. Der Eingang zur Bucht war eng, links und rechts war eine Mauer, die die Menschen gebaut hatten. Ottokar musste gut aufpassen, dass er von den Wellen nicht an die Mauer gespült wurde. Ganz vorsichtig schwamm er zwischen den Mauern durch, bis er in der sicheren Bucht war. Nicht nur Ottokar freute sich, dass er es geschafft hatte, auch seine Mutter und seine Geschwister waren froh, dass er wieder bei ihnen war. Das Beste aber war, dass der Sturm ganz viel Nahrung in die Bucht gespült hatte, ein richtiges Festessen. Das war genau das, was Ottokar jetzt brauchte.

Hier siehst Du ein Video von den Enten im Föhnsturm:

Dein Kommentar